Freitag, Januar 26, 2007

John Bock

John Bock: Lütte mit Rucola, 2006
Der Aktionskünstler John Bock war der jüngste Teilnehmer der Documenta 11 vor fünf Jahren, die unter der künstlerischen Leitung von Okwui Enwezor stand. Seine damalige Aktion sah vor freiwillige Ausstellungsbesucher von Kopf bis Fuss einzunähen und diese dann auf den Rundgang über die Documenta zu schicken. Die Suche nach dem direkten Publikumskontakt spielt bei Bock schon immer eine wichtige Rolle. So auch bei einer Preformance anlässlich seiner Ausstellung in der Gesellschaft für aktuelle Kunst in Bremen vor sieben Jahren. Am Tag der Ausstellungseröffnung überquerte Bock mit einem selbsterbauten Floß die Weser. Neuerdings beschäftig sich Bock zunehmend mit Videokunst, angefangen mit schnellen, rasanten Kurzfilmen, geht er nun auch schon mehr in die Länge. Seine Filme sind, genauso wie seine Preformances, nicht von dieser Welt, überdreht und geradezu grotesk. So der im letzten Jahr enstandene 35min. Kunstfilm Lütte mit Rucola. Beim Schauen des Films kommt einem manchmal der Gedanke ein Splatter Movie vor sich zu haben, Bock schneidet Insekten die Flügel ab und Blut fließt reichlich. Bock selber erklärt seinen Film so: Kleines Kind (Lütte) praktiziert einen Para-Voodoo. Sehtest mit rollendem Auge. Musikorgel mit einem Käfer söselt ins Erdreichleib. Schädeldecke wird aufgebohrt und ein Q-tip-Diagramm wird implantiert. Neuronen fließen in eine Gurkenscheibe, die ein Meerschweinchen auffrißt. Zunge leckt Indifferenzkurve ab. Abgehackte Hand schnippt zur Blackmail Musik. Mit seinen Aktionen wandelt John Bock irgendwo zwischen Christoph Schlingensief und Jonathan Meese, wobei allen der ganz besondere Pioniergeist des Verrückten, Anstösslichen und Überdrehten gemeinsam ist.