Sonntag, September 28, 2008

Hiroshi Sugimoto

Hiroshi Sugimoto: Theaters (1978)
Von 1978 bis 2001 erstellte der japanische Künstler Hiroshi Sugimoto eine Fotoserie, die Filmtheater und Freiluftkinos zeigt. Die Belichtungszeit des Fotos erstreckt sich dabei auf die Länge der im Kino gezeigten Filme. Am Ende entsteht eine Aufnahme auf der die Kinoleinwand, aufgrund der langen Belichtungszeit, hell erstrahlt. Der ganze Film ist somit in einer einzigen Aufnahme festgehalten. Die helle Lichtquelle der Leinwand erleuchtet den Kinoraum und offenbart deren Architektur. Sugimoto thematisiert in seinen Arbeiten nicht den inhaltlichen Aspekt des Kinofilms, sondern untersucht die Zeit- und Raumwahrnehmung. Resultat seiner Arbeit sind Fotografien, die regelrecht meditativ ruhige Kinoräume zeigen.

Freitag, August 08, 2008

Christina Kubisch

Christina Kubisch: Elektromagnetische Klangwelle (2006)
Der Bremer Medienkünstlerin Christina Kubisch wird momentan in der Bremer Kunsthalle eine Einzelausstellung gewidmet. Neben ihren ersten Arbeiten aus den 70er Jahren werden ebenfalls neuste Werke vorgestellt. Viele frühe Performances von Kubisch entstanden in Zusammenarbeit mit dem italienischen Künstler Fabrizio Plessi. Plessi beschäftigt sich mit experimentellen Filmen und Videokunst, sein Hauptthema in vielen Arbeiten ist Wasser. So entstand 1978 eine Zusammenarbeit mit Kubisch unter dem Titel Liquid Time (Tempo Liquido). Der Arbeit mit Plessi waren eigene Projekte vorangegangen, wie Erotika, In Touch with oder Week-End. In Week-End spielt Kubisch mit Gasmaske Flöte und treibt das Ganze bis zur totalen Erschöpfung. Man hört sie nur noch röcheln und nach Luft schnappen, ein Akt der Grenzenüberschreitung. In Touch with zeigt die Künstlerin beim Querflötespielen mit Fingerhüten. Dem Instrument werden so vollkommen ungewohnte Töne entlockt. In ihren neusten Arbeiten entwirft sie Klangräume im Außenraum, die Töne und Klänge werden durch Kopfhörer erfahrbar. Anliegen ist es die Schnittstelle zwischen Natur und Technik kenntlich zu machen. Wesentlicher Teil der Arbeit ist die Notation der Klanginstallationen bzw. die skizzenhafte Fixierung und Entwicklung. Die Arbeit von Christina Kubisch ist stark von John Cage geprägt, der als radikaler Kunsterneuerer ein neues Sehen und Hören erreichen wollte.

Montag, Juli 28, 2008

House with Pool

Teresa Hubbard & Alexander Birchler: House with Pool (2004)
Der Film des Künstlerpaares Teresa Hubbard und Alexander Birchler zeichnet sich durch ähnlich klare Bilder und eine ebenso mystische Grundstimmung aus, wie man sie in den Werken von David Lynch oder der finnischen Filmkünstlerin Eija-Lisa Ahtila findet. Ort des Filmgeschehens ist ein Haus mit Garten und Pool, wobei dieses Haus als Metapher für das Leben und die Position der beiden weiblichen Protagonisten steht. Dass es sich bei den beiden Figuren um Mutter und Tochter handelt kann man lediglich raten. Der Film hat das Schema eines klassischen Spielfilms, kommt allerdings ganz ohne Sprache aus. Thema ist das Verhältnis der beiden Protagonisten zueinander. Die Tochter scheint aus dem elterlichen Haus ausgerießen zu sein und wagt nun eine Annäherung, wobei beide Personen nie direkt aufeinandertreffen, sondern die Anwesenheit des Anderen lediglich erspüren. Die Grenzen zwischen Wirklichkeit und Traum scheinen fließend und eine eindeutige Interpretation des Geschehens wird verweigert. Im Rahmen der Ausstellung The Morning After sind in der Weserburg Bremen zur Zeit Videoarbeiten der Sammlung Goetz zu sehen. Mit dabei ist auch das Werk von Hubbard und Birchler.

Freeway Balconies

Collier Schorr: Selbstportrait (etwa 1991)
Das Konzept, der an eine Allen Ginsberg Zitat angelehnten Ausstellung Freeway Balconies in der Deutschen Guggenheim Berlin, ist auf die Künstlerin und Kuratorin Collier Schorr zugeschnitten. Die 1963 geborene, in New York lebende Künstlerin versammelt in den Räumen der Guggenheim Freunde, Vorbilder, Schüler und Lehrer, die ihre Kunst geprägt haben bzw. deren Kunst sie geprägt hat. So ist ihr Lehrer Richard Prince mit zwei Werken vertreten und ihre Vorbilder Bruce Nauman und Adrian Piper ebenso. Schüler wie David Altmejd und Shinique Smith gehören der jüngsten Generation der New Yorker Kunstszene an. Mit Raymond Pettibon verbindet Schorr im wesentlichen die Liebe für Tokio Hotel. Diese autobiographisch konzipierte Ausstellung funktioniert als Gesamtinstallation, da sich die Werke unmittelbar aufeinander beziehen und so neue Räume und Sichtweisen öffnen. Verbindendes Thema ist das der Identität, Identitätssuche, Identitätsverleugnung oder -krise. Sara Gilbert fotographiert Leonardo DiCaprio am Set von Romeo&Juila und fragt sich, wie der Schauspieler vor und hinter der Kamera agiert. Collier Schorr verkleidet junge Models mit Militäruniformen von SS- oder Vietnamsoldaten und versucht die Veränderung der Haltung und des Erscheinungsbildes einzufangen. Auch Tokio Hotel passen in diesen Kontext. Ihre Verkleidungen wirken wie die Suche nach der eigenen Identität eines Teenagers.

Francesca Woodman

Francesca Woodman: Swan Song (1978)
Bereits im Alter von 13 Jahren entstanden die ersten Fotoarbeiten, der im Alter von 22 Jahren freiwillig aus dem Leben geschiedenen amerikanischen Künstlerin Francesca Woodman. Während ihrer recht kurzen Schaffenszeit entstand ein beachtliches Oeuvre aus 500 Fotographien, Experimentalfilmen und Büchern. Ihre Werke sind von einer schmerzhaften Poetik durchzogen, erreichen eine enorme Tiefe und entfachen eine eigene Körperästhetik. Woodman setzt sich als Model selbst in Szene und arbeitet in vielen Fotos mit einem Selbstauslöser. Die Beschäftigung mit dem eigenen weiblichen Körper, wie Woodman es in ihren Arbeiten tut, wird später von vielen anderen Künstlerinnen aufgegriffen und zitiert. Der Grad an Verklärung und Zerbrechlichkeit ist allerdings ohne Entsprechung. Höchstens der Vergleich zu der Biographie und dem literarischen Schaffen einer Sylvia Plath ist Woodmans Oeuvre würdig.

Sonntag, Juli 27, 2008

LEGO-Konzentrationslager

Zbigniew Libera: LEGO (1996)
Der polnische Künstler Zbigniew Libera bietet mit seinem Konzentrationslager aus LEGO jedem ab sofort die Möglichkeit zu Hause das eigene kleine Lager nachzubauen. Insgesamt entwarf Libera sieben LEGO-Bausteinboxen.

Der Hauptteil ist das Konzentrationslager-LEGOset und zur Erweiterung gibt es dann noch Häftlinge, die als Skelettmännchen gestaltet sind, sowie eine Folterkammer und Wachpersonal.
Die Schrecken der Geschichte werden von Libera auf trivialste Weise thematisiert. Die Kommerzialisierung des Holocaust ist auf dem Höhepunkt angekommen. Der Öffentlichkeit wurde der LEGO-Baukasten erstmals im Rahmen einer Ausstellung im Jewish Museum in Manhattan gezeigt. Die Reaktion waren erwartungsgemäß gespalten. Lagerbaracken und ein Krematorium aus Kinderspielzeug empfanden besonders KZ-Überlebende als Zumutung. Die Provokation ist absolut, regt aber zum Nachdenken an. Die Frage Wem gehört Auschwitz?, die Imre Kertesz 1998 aufgebracht hatte, wird bei Libera erneut gestellt. Kertesz spricht sich mahnent gegen eine Kommerzialisierung des Holocaust aus, im Zuge von Filmen wie "Schindlers Liste" oder Benignis "Das Leben ist schön" diskutiert er, ob es ein Eigentumsrecht am Holocaust gibt. Libera zeigt den Holocaust als billigen Warenartikel und stellt die Frage in den Raum Kann man, darf man so über Auschwitz reden bzw. darf man Auschwitz auf solch triviale Weise darstellen?.
DIE ZEIT: Wem gehört Auschwitz? von Imre Kertesz

Sonntag, Juni 29, 2008

Wavelength

Michael Snow: Wavelength (1967)
Der 45minütige Experimentalfilm Wavelength von Michael Snow entstand 1967 und gilt als Meilenstein innerhalb der internationalen Avantgardefimszene. Er stellt einen wesentlichen Beitrag zum structural film dar. Snow konzentriert sich in seiner Arbeit auf die Reduktion des Ausdrucksmittels und auf wenige Formelemente, die einen „Inhalt“ oder einen narrativen Moment des Films verleugnen. Diese Streben kann mit der gleichzeitig aufkommenden Tendenz der Minimal Art in der zeitgenössischen bildenden Kunst gesehen werden. Im Film kann man diese Haltung als eine Gegenbewegung zur allgemeinen Reizüberflutung der Zivilisation verstehen oder auch ein Anti-Hollywood Statement erkennen. Thematisiert werden in Wavelength formale Probleme anstelle von erzählerischen Inhalten. Jegliche Illusion, dass man es mit einem narrativen Film zu tun hat, wird dadurch zerstört, dass Snow strukturelle De- und Rekonstruktion des filmischen Aufbaus nutzt, um die Harmonie zu zerstören. „Snows Anliegen ist es, den Betrachter zur größtmöglichen Erkenntnis beider Qualitäten des filmischen Bildes zu bringen: seinen Verweischarakter als Repräsentation der visuellen Welt und seine wesentliche Beschaffenheit als, in Snows Worten, ›projiziertes, bewegtes Licht-Bild‹.“ (Quelle: www.medienkunstnetz.de) Mit dieser Ansicht vertritt Snow den Anspruch der structural films. Es geht nicht darum eine Wirklichkeit zu reproduzieren, sondern vielmehr zu untersuchen, wie und wodurch wir diese Wirklichkeit wahrnehmen.

Samstag, Mai 24, 2008

I let my tape rock 'til my tape popped

A.
1. Kate Bush - Wuthering heights
2. Chromatics - I want your Love
3. Françoiz Breut - Si tu disais
4. Yoko Ono & Catpower - Revelations
5. Stereolab - Three Women
6. Magik Markers - Taste
7. The Mae Shi - Run to ur grave
8. The Urinals - I'm white and middle class
9. The Dead Kennedys - Too drunk to fuck
10. AIDS Wolf - Multiply
11. Die Krupps - Wahre Arbeit, wahrer Lohn

B.
1. The Beatles - While my guitar gently weeps
2. The Teardrop Explodes - Treason (It`s just a story)
3. Lou Reed - Perfect day
4. Can - Vitamin C
5. Scarlett Johansson and David Bowie - Falling down
6. Kim Wilde - Loving you
7. Goldfrapp - A & E
8. Deerhunter - Spring Hall Convert
9. Blondie - Fade away and radiate
10. Suicide - Cheree

Freitag, Mai 16, 2008

Sharon Lockhart

Sharon Lockhart: Untitled (2005)
Die in Los Angeles lebende Film- und Fotokünstlerin Sharon Lockhart beschäftigt sich mit dem Verhältnis von Kamera und konstruiertem Bild sowie der Suche nach der Wirklichkeit vor der Kamera. Ihre Arbeitsweise erinnert dabei an die Fotoinszenierungen Jeff Walls, der wie Lockhart eine vorgefundene Wirklichkeit nachbaut, wobei die beobachtete Realität neu, nach einer eigenen Choreografie, inszeniert wird. Der Frage von Wirklichkeit und der Inszenierung einer solchen geht sie in einer Fotoarbeit nach, in der sie sich mit den Skulpturen von Duane Hanson befasst. Versucht doch Hanson genau wie Lockhart eine Wirklichkeit zu suggerieren. Lockhart zählt mittlerweile zu den aufkommenden Vertretern der konzeptuellen Fotografie und hat bereits eine Edition für Texte zur Kunst angefertigt, in der sie sich der Frage widmet Was will die Kunst vom Film?. Der Hamburger Kunstverein zeigt seit dem 12.April bis zum 15.Juni eine Retrospektive Lockharts. Dort werden vordergründig ihre Filme gezeigt, die dokumentarisch agieren, wie etwa die Arbeiten der Documenta-Künstlerin Joanna Billing.