Mittwoch, März 26, 2008

High Heels on the Moon

Sylvie Fleury: Here comes Santa Bells

Konsum, Warenwelt, Dresscodes, Luxus und Glamour sind die Themen, die die schweizer Künstlerin Sylvie Fleury in ihren Arbeiten bearbeitet. Ähnlich, wie die zur Zeit kräftig überschätzte Szenekünstlerin Josephine Meckseper, baut Fleury Scheinwelten auf. Wunschbilder aus Hochglanzblättern, Werbeslogans und Markensymbole werden in ihren Rauminstallationen, auf ihren Fotographien und Wandarbeiten benutzt, um auf das Oberflächliche der heutigen Konsumwelt aufmerksam zu machen. Damit auch der Letzte ihre Botschaft versteht, baut sie u.a. riesige Installationen aus Neonröhren, die Schriftzüge wie "Be amazing" formen. Fleury bringt ihre Kritik sarkastisch, doppelbödig hervor und wer in ihren Bildern ein hippes Motiv für die Yuppie-Wohnung sieht, ist in die Falle gegangen.

Sonntag, März 23, 2008

On a Wednesday Night in Tokyo

Jan Verbeek: On a Wednesday Night in Tokyo(Video), 2004
Im Zeitalter der Globalisierung, wo die Autoverkäufe in China und Japan drastisch ansteigen, die Menschen stundenlang im Stau stehen wegen der chaotischen Verkehrsverhältnisse in Millionenstädten wie Tokyo, Peking oder Shanghai, zeigt Jan Verbeeks Videoarbeit On a Wednesday Night in Tokyo schmerzhaft simple die Ausmaße des Fortschritts. 5:35 Minuten lang zeigt der Videofilm einen Ubahnwagen, der sich mit Menschen füllt. Bis zur Schmerzengrenze und zum Unglaublichen reizt Verbeek die Situation aus, indem immer mehr Menschen in die bereits überfüllte Bahn steigen.

www.janverbeek.de

Samstag, März 15, 2008

SV Damenkraft & Les Reines Prochaines

Katrina Daschner, Sabine Marte, Gini Müller und Christina Nemec a.k.a. SV Damenkraft kommen aus Österreich. Die Bandgründung liegt mittlerweile sechs Jahr zurück. Neben dem SV Damenkraft-Projekt sind die Mitglieder u.a. als Videokünstlerin (Sabine Marte), DJane und Musikjournalistin (Christina Nemec), bildende Künstlerin (Katrina Daschner) oder politische Aktivistin und Dramaturgin (Gini Müller) tätig. Im gemeinsamen Bandprojekt fließen die Hintergründe der vier Frauen zusammen. Besonderen Wert wird auf die Inszenierung des Auftritts, die Choreographie oder die Performance gelegt. Der Sound der Band geht durch Mark und Bein. Erinnerungen an die Ästhetik von Mania D., Malaria! oder aktueller Autonervous werden wach.
>>I like the sound of wetness...<<
SV Damenkraft bei Myspace

Les Reines Prochaines oder auch die ehemalige Band der Schweizer Videokünstlerin Pippilotti Rist wurde 1987 in der Schweiz gegründet. Les Reines Prochaines jetzt nur auf die ehemalige Bandmitgliedschaft von Rist zu reduzieren wäre mehr als irre. Wie bei SV Damenkraft bringen die Bandmitglieder, die meist alle aus dem Bereich der bildenden Kunst kommen, jede Menge kreative Impulse mit. Les Reines Prochaines bewegen sich nicht, wie etwa SV Damenkraft, auf den kühlen Pfaden der feministischen Avantgardemusik, die sich unter der Parole Kaltes Klares Wasser formierte. Die Schweizer Band überzeugt mehr durch ihre politischen, poetischen und ironischen Texte und ihrem Sound, der mit Bass, Schlagzeug, Akkordeon, Gitarre, Klarinette, Trompete oder Querflöte ein breites Experimentierfeld auftut und sich im Rahmen von Pop, Tango, Volksmusik und Klassik entfaltet.
Les Reines Prochaines

Donnerstag, März 06, 2008

Elija Liisa Athila

Elija Liisa Athila: The House, 14 Min., DVD-Installation (2002)
Die auf der Documenta 11 präsentierte Videoarbeit The House, die sich über drei Projektionsflächen erstreckte, erinnert stark an Szenarien eines David Lynch Films. Sie zeigt Normalität und die Abweichung von dieser. Was ist Fiktion und was Realität? Dieses Spiel zwischen Wahrnehmung und Abbildung von Wirklichkeit perfektioniert Elija Liisa Athila in ihren Arbeiten. Thematisiert werden meist Psychosen junger Frauen, die sich in einem Prozess der Identitätsfindung befinden. Athila nutzt die unspektakuläre Realität des Alltags, um von scheinbar "normalen" Menschen zu berichten. Ein plötzlicher Umbruch der Handlung offenbart die innere Verstörtheit der Protagonisten und mündet in einem Minidrama in dem Fantasie und Wirklichkeit gegeneinander ankämpfen. The House erzählt die Geschichte einer Frau, die sich in ihr kleines Waldhaus zurückzieht und von einer Wahrnehmungsstörung befallen wird. Realität und die Wahrnehmung von Stimmen, Klängen und Bildern, die im Kopf der Protagonisten entstehen, vermischen sich. Um den Vorgängen ihrer fiktiven Welt mehr Aufmerksamkeit schenken zu können, verhängt die Protagonistin die Fenster, klammert sozusagen die Realität aus. Den Stoff für diese Arbeit sammelte Athila in Gesprächen mit Frauen, die gerade eine Psychose überwunden haben. Elija Liisa Athila wurde 1959 in Finnland geboren. In ihren Filmen verwischt sie die Grenzen zwischen Dokumentarfilm, Spielfilm und Musikvideo.
bis zum 30.März ist die Retrospektive im Jeu de Paume in Paris zu sehen: