Samstag, April 26, 2008

one. two. three ...

Hot Snakes aus San Diego sind eigentlich verdammt langweilig. Tausendmal schon gehört das Ganze. Nur der Bandname ist irgendwie toll und zugegebenermaßen der Song This mystic decade kickt auch ganz schön. Für den Plattenschrank taugen die Hot Snakes in jedem Fall auch, denn die Covergestaltung ist künstlerisch recht nett anzusehen. Ganz im Stil der californischen Punkrocktradition Comicästhetik à la Raymond Pettibon.
Zugegebenermaßen China hat es gerade nicht so einfach. Da versauen die Tibeter gerade jetzt den Chinesen die Olympischen Spiele, wo doch seit Jahren an neuen Stadien, Straßen und Hotels für das diesjährige Hochevent gebaut wurde. Aber Gott sei Dank gibt es auch angenehmere Dinge aus dem Reich der Mitte zu berichten. Carsick Cars, eine dreiköpfige Rockband aus Peking, hat den Sprung geschafft. Und wie! Die Band, die 2005 gegründet wurde, spielt mittlerweile Konzerte in Europa und hat tatsächlich Sonic Youth auf ihrer Minitour 2007 supportet. Neben Joyride ist Carsick Cars nun schon die zweite Indieband aus China, die international auf sich aufmerksam macht. Entdeckt wurden Carsick Cars übrigens von Martin Atkins, dem ehemaligen Drummer von Public Image Ltd. Während eines Trips nach China vor zwei Jahren entdeckte Atkins die lebendige Musikszene Pekings und veröffentlichte die Compilation Rock From the Beijing Underground.

Carsick Cars bei Myspace

Deerhunter genießen momentan wirklich noch den Geheimtippstatus. Die Musikpresse (Ausnahme: WIRE) hat sich noch nicht über die Band aus Atlanta hergemacht. Veröffentlichungen gab es bisher schon zwei, die EP Fluorescent Grey (2007) und die LP Cryptograms (auch 2007). Mehr Infos sollen hier gar nicht gegeben werden, nur dass Deerhunter mit Cryptograms eine der besten LPs des letzten Jahres abgeliefert haben. Anspieltipp: Spring Hall Convert.

Deerhunter bei Myspace

Mittwoch, April 16, 2008

We're gonna rise above

Raymond Pettibon: No Titel (2008)
Raymond Pettibon stellt momentan in der Contemporary Fine Art Gallery Berlin aus. Der Teilnehmer der Documenta 11 begann seine Künstlerkarriere als Zeichner von Plattencovern und Konzertplakaten für Bands aus dem Punk- und Hardcoreumfeld in Californien, wie Black Flag oder Firewater. 1990 folgte dann die Covergestaltung für das Sonic Youth-Album Goo, wohl das bekannteste Pettibon-Cover. Seine politisch und gesellschaftskritisch aufgeladenen Comiczeichnungen arrangiert er wie Poster, wobei er meist auf Rahmung verzichtet. Er greift jeweils aktuelle Themen auf, so thematisierte er 2002 auf der Documenta 11 die Terroranschläge in Amerika. In seinen neueren Arbeiten widmet sich Pettibon zunehmen dem Verhältnis von Bild und Text, so werden seine Arbeiten immer textreicher. Neben seinen zeichnerischen Aktivitäten experimentiert Pettibon mittlerweile auch mit anderen Medien, so tritt er z.B. als Produzent von kleinen Animationsfilmen in Erscheinung. 2007 wurde das Theaterstück The Whole World is Watching in Berlin gezeigt. Dabei handelte es sich um eine Gemeinschaftsarbeit des Zitronen-Sängers Schorsch Kamerun, dem japanischen Noise-Künstler Keiji Haino und Pettibon.

Suis-je normale ?

Donnerstag, April 10, 2008

Crazy Horse

The 5th BERLIN BIENNIAL
Der französische Künstler Cyprien Gaillard ist auf der diesjährigen Biennial mit einem Film vertreten, der die Entstehung des Crazy Horse Memorials in den Black Hills von South Dakota dokumentiert. Das zu Anfang größenwahnsinnig anmutende Projekt zu Ehren des damaligen Häuptlings der Sioux Crazy Horse, nimmt im Laufe des Films immer mehr Form an. Gaillard hält fest, wie der langsame Prozess der Entstehung des Gesichtes von Crazy Horse in der Felswand mit Freisprengen und dem Bearbeiten des Steins langsam Konturen annimmt. Die Fertigstellung des Memorials wird wohl frühestens im Jahr 2088 zu erwarten sein. Musikalische Unterlegung des Films stammt von dem französischen Komponist und früheren Opernsänger Koudlam. Der Crazy Horse-Film wurde zur Eröffnung der Berlin Biennale im Skulpturenpark an eine Häuserwand projiziert und Koudlam begleitet die Vorstellung mit einem Livekonzert. Für alle die nicht anwesend sein konnten, der Link auf Youtube: Crazy Horse at Biennale.

Montag, April 07, 2008

Can you find Happiness?

Bettina Rheims: Veroushka Knoge (2005) Paris
Die letzte Werkschau der französischen Fotografien war in der Kestnergesellschaft Hannover zu sehen. Der Rahmen im Postfuhramt Berlin ist um einiges größer. Neben ihren Fotoarbeiten werden auch andere Projekte der Künstlerin vorgestellt. So dreht Rheims für viele Firmen, u.a. Chanel oder Oil of Olaz, Werbespots, die auf einem Screen in der Ausstellung zu sehen sind. 1987 hatte sie bereits das Musikvideo für Desireless mit "Voyage, Voyage" produziert. Durchgehendes Motiv der Arbeiten von Rheims sind Frauen, Frauenkörper und deren Inszenierung. Ob sie nun berühmte Persönlichkeiten wie Sharon Stone oder Madonna in ihrer Female Trouble-Serie vor die Kamera stellt oder das Pariser Stripperinnenmilieu mit der Kamera dokumentiert, sie schafft jeweils glatte Oberflächen, glamoureuse Posen und perfekte Inszenierungen. Nicht wie eine Nan Goldin, ein Wolfgang Tillmans oder ein Larry Clark zeigt sie schonungslos die Bilder des Lebens, sondern sie frisiert und arrangiert ihre Models in lüsternen bis obszönen Posen. Die Hochglanzästhetik von Bettina Rheims, die einem fast die Luft nimmt, erdrückt in vielen ihrer Arbeiten die Botschaft. Ist man nicht sensibel genug, so kann der Gang durch das Postfuhramt schnell zu einem Durchblättern der neuen Vogue werden. Schade nur, dass der Medienpartner der Ausstellung dann auch noch die Vanity Fair ist.